Beete anlegen

Wie groß muss ein Gemüsegarten sein?

In der Fachliteratur finden sich exorbitante Flächenangaben, die meist von 100 bis 250m² pro Person reichen. Beim Blick in den eigenen 70m² großen Stadtgarten kann uns da schnell der Mut verlassen. Doch keine Sorge, diese Angaben stammen oft aus Zeiten, in denen eine Versorgung mit Sauerkraut und Lagerkartoffeln im Winter lebensnotwendig war. Außerdem wird nicht berücksichtigt, dass bei guter Bodenvorbereitung dichter gepflanzt werden kann, was den Ertrag je nach Gemüseart im Schnitt verdreifacht. Wer zudem noch nach den Regeln der Mischkultur arbeitet, bepflanzt jedes Beet durchschnittlich dreimal im Jahr und erzielt damit noch höhere Erträge.  Wie groß der Gemüsegarten genau  sein muss, hängt natürlich von den persönlichen Vorlieben ab, da unterschiedliche Gemüsesorten sehr unterschiedliche Erträge liefern. Die folgenden Angaben dienen daher nur als Anhaltspunkt (Angaben pro Person):

  • einen m² für Salat, wenn man fünf bis sechs mal pro Woche Salat ernten möchte
  • ein weiterer m², bepflanzt mit ertragreichem Gemüse wie z.B. Tomaten, Gurke oder Kohlrabi, liefert eine Portion Naschgemüse am Tag, im Sommer etwas mehr, im Frühjahr kann es Erntelücken geben.
  • mit noch einem m² können Erntelücken überbrückt werden, auch kann hier weniger ertragreiches Gemüse wie Möhren oder Erbsen angebaut werden
  • wer Gemüse auch kochen oder braten will, etwa Brokkoli oder Zucchini, erhält ab Ende Mai pro m² etwa ein Mittagessen in der Woche.

Wichtig: Diese Angaben gelten nur für ertragreiche Anbaumethoden wie Hoch-oder Tiefbeete und bei einer Bepflanzung mit Mischkultur. Zusätzlich müssen die Jungpflanzen außerhalb des Beetes vorkultiviert werden, so dass frei werdende Plätze sofort neu bepflanzt werden können. Außerdem ist der Ertrag natürlich stark vom Wetter- und Wohnort abhängig - wer in der Kölner Bucht wohnt, wird mehr ernten als im Bayrischen Wald.

Die Fläche ausnutzen - ertragreiche Anbaumethoden

Je nach Anbaumethode liefern Beete sehr unterschiedliche Erntemengen. Dabei gilt der Grundsatz: Je lockerer, Humus- und nährstoffreicher der Boden, umso dichter kann gepflanzt werden, und umso größer wird die Ernte ausfallen. Die Unterschiede im Ertrag sind beträchtlich: Im traditionellen Gemüseanbau wird empfohlen, beim Salat einen Abstand von 30cm einzuhalten. So wachsen auf einem m² neun Salatköpfe. Bei intensiver Nutzung und mit entsprechender Bodenvorbereitung kann dagegen wesentlich dichter gepflanzt werden: In einem 1 x 1 m großen Beet können 6 bzw. 5 Salate pro Reihe wachsen. Das ergibt bei fünf Reihen eine Ernte von 28 Salatköpfen. Damit das funktioniert muss der Boden sehr locker und humusreich sein, außerdem ganz wichtig: Einmal angelegt darf das Beet nie betreten werden, damit der Boden schön locker bleibt. Da diese Seite sich vor allem an Besitzer kleiner Gärten wendet, stelle ich hier nur die ertragreichsten Anbaumethoden vor. Im Wesentlichen muss man sich zwischen zwei Methoden entscheiden:

  • Künstliche Paradiese: Wir bauen ein Hochbeet oder kaufen einen Kübel und füllen das ganze mit neuem Material. Das kann z.B. von uns selbst gemachter Kompost sein oder zugekaufte Blumenerde. Die Qualität des Bodens, den wir im Garten vorfinden, ist für den Ernteerfolg nicht von Belang.
  • Wir verbessern unseren Gartenboden durch spezielles Umgraben und Zugabe von Kompost oder zugekauften Bodenverbesserern und schaffen damit ein so genanntes Tiefkulturbeet.

Beide Methoden haben Vor-und Nachteile.

 

Gartenalltag

Mein Küchengarten ist über die Jahre gewachsen und inzwischen ca. 32m² groß. Davon entfallen 11 m²auf Beerensträucher und Obstspaliere, 10 m² auf Wege und 2 m²auf den Kompost. Die Gemüsebeete selbst sind 11 m² groß und alle als Tiefkulturbeete angelegt. Dazu kommt noch eine ca. 1,2 m² große Anbaufläche in Kästen. Mit Ausnahme von Spargel, der ca. 2 m² dauerhaft belegt, baue ich hauptsächlich ertragreiche Gemüse an. Der Arbeitsaufwand beträgt von März bis September durchschnittlich vier Stunden pro Woche.

Da ich im milden Rheinland wohne, beginnt die Gemüsesaison früh: im April ernte ich die ersten Salate und Rettiche. Je nach Wetter deckt der Garten ab Mitte Mai unseren täglichen Bedarf an Gemüse (2 Personen) zu ca. 80%, mit Ausnahme von Zwiebeln und Kartoffeln, die gibt es erst im Juni. Juni, Juli und August versorgen wir uns fast komplett selbst.  Gemüse kaufen muss ich nur für Besuch. Salat ernten wir ca. fünfmal pro Woche, zwei bis dreimal in der Woche gibt es Gemüse aus dem Wok oder gegrillt im Ofen. Außerdem täglich reichlich Naschgemüse wie Tomaten oder Gurken.

Da ich nahe der Innenstadt wohne, ist mein Garten von hohen Häusern umgeben, die ab Mitte September lange Schatten werfen. Um diese Zeit ist die Erntesaison für lichtliebende Gemüse dann auch meist schon beendet. Für den Herbst und Winter bepflanze ich die Beete noch einmal neu mit weniger anspruchsvollem Blattgemüse. Spinat und Asia-Salate sind im Rheinland ausreichend winterhart. Je nach Wetter können wir damit unseren Salatbedarf komplett decken oder zumindest gekauften Salat mit frischen Blättern anreichern. Ab Januar/Februar sind die Asia-Salate erschöpft. Oft wächst dann auch der Spinat zu langsam, um geerntet zu werden, so dass wir bis April unseren Gemüsebedarf komplett aus dem Laden decken müssen.