Charles Dowding

#NoDig

„#NoDig“ – wie der Titel richtig vermuten lässt geht es in diesem Buch um den Gemüse Anbau ohne Umgraben, die sogenannte No-Dig-Methode. Einer Methode, von der ich weiß, dass sie sich in meinem Garten nicht anwenden lässt.

Warum ich das Buch trotzdem unbedingt lesen wollte? Ganz einfach: Als Fan der englischen Gartenszene weiß ich: wenn ein erfahrener Gärtner wie Charles Dowding das Wort ergreift, lohnt sich die Lektüre immer, auch wenn sich nicht alle Details bei mir umsetzten lassen.

 

Die NoDig Methode

Für alle, die die No-Dig-Methode nicht kennen, das Wichtigste in Kürze: Die zukünftige Beetfläche wird mit Pappe bedeckt. Auf die Pappe kommt ein Holzrahmen, der anschließend ca. 15 cm hoch mit Kompost gefüllt wird.

Im Gegensatz zu anderen Anbaumethoden, die nach ähnlichen Prinzipien Beete anlegen wie z.B. Permakultur oder Rahmenbeete, legt Charles Dowding keinerlei Wert auf lockere Erde. Im Gegenteil, er tritt die Kompostschicht fest und hat keine Skrupel, seine Beete zu betreten. Auf Bodenlockerung jeglicher Art wird verzichtet, weder Hacke noch Grabgabel kommen zur Anwendung. Statt dessen werden die Beete jedes Jahr aufs neue mit einer 3 cm dicken Schicht aus Kompost gemulcht. Die Vorgehensweise wird im Buch detailgenau beschrieben, ergänzt durch viel Hintergrundwissen zum Thema Boden und Düngung.

Charles Dowdings Argumente sind überzeugend, und ich bin mir sicher: wer über genügend Kompost verfügt wird gern nach dieser Methode arbeiten und in „#NoDig“ alle erforderlichen Informationen finden. Leider fallen in meinem Stadtgarten nicht annähernd derartige Kompostmengen an, und mangels Zugang zur Straße müsste zugekauftes Material eimerweise durch die Wohnung transportiert werden.

Deshalb wird das Buch für mich auch erst ab Seite 62 richtig interessant.

 

 

Grundlagen und Pflanzenportraits

 Im Kapitel „Grundlagenwissen für Gemüsegärtner“ geht es um Standardthemen wie Vorziehen, Gießen, Schnecken. Wir dürfen einem besonders erfahrenen Gärtner über die Schulter schauen, der viele Details behandelt, welche die Lektüre zu etwas besonderem machen: Wie genau sieht ein gut durchwurzelter Ballen Erde aus? Wohin mit den fertigen Jungpflanzen, wenn in den Beeten noch kein Platz ist? Bringt Mischkultur wirklich was? Genial die Idee, die ersten Aussaaten des Gartenjahrs in einem geheizten Wohnraum in einen geschlossenen Schrank zu stapeln. Denn: „bis auf Sellerie brauchen Samen kein Licht zur Keimung.“ Aber umso mehr Wärme. Und wer möchte bei den aktuellen Energiepreisen schon Heizmatten u.ä. finanzieren? Sind die ersten Keimblätter sichtbar, ziehen die Pflanzen ins Gewächshaus oder auf die Fensterbank um.

Ähnlich detailreich geht es im Kapitel „Gemüse und Kräuter“ weiter. Jede Gemüseart wird auf zwei bis drei Seiten vorgestellt: Was ist bei der Aussaat zu beachten? Wie genau muss ich Salat pflücken, damit er sich möglichst lang beernten lässt? Mit besonderem Interesse lese ich die Kapitel zu meinen Problem-Gemüsearten und finde gute Hinweise: Wann muss der Blattkoriander ausgesät werden, damit er nicht gleich in die Blüte geht? Dazu gibt es immer eine gute strukturierte Übersicht, die Ansprüche, Aussaat- und Erntetermine angibt.

Ergänzt wird das ganze noch durch die Sortenempfehlungen des Autors. Hier liegt für mich die einzige kleine Schwäche von „#NoDig“: wie bei so vielen aus dem englischen übersetzten Büchern sind die empfohlenen Sorten teilweise dank Brexit hier nicht erhältlich.

 

 

Fazit

Ein rund um gelungenes, schön gestaltetes Gartenbuch. Ideal für Anfänger, interessant für Fortgeschrittenen und ein Lesevergnügen für alle, die gern einem erfahrenen Gärtner beim plaudern aus dem Nähkästchen lauschen.

 

Weitere Informationen über #NoDig findest du beim DK Verlag