Pfingstrosenzeit und Mai Loch 2022

Die Lücke im Mai

Der letzte Tulpenstrauß liegt auf dem Kompost, die meisten Vasen stehen wieder im Schrank, meine Pfingstrosen sind noch zu jung. Als Trostpreis steht ein kleiner Strauß Akelei auf der Kommode. Keine Frage: Das Mai Loch ist wieder da. Die Zeit, wo man meint, dass alles blühen müsste – es ist schließlich Mai – aber tatsächlich blüht fast gar nichts. Wie jedes Jahr versuche ich dem vorzubeugen, wie jedes Jahr will es mir nicht wirklich gelingen. Aber ich mache Fortschritte!

 

Die Wilden

Akelei

Die einzigen, die Anfang Mai freiwillig ihre Blüten öffnen, sind die Akelei. Sie hat sich selbst in meinem Garten angesiedelt und wächst zu meiner großen Freude auch im Schatten. Von den rosafarbenen und roten lassen ich immer ein paar Blüten stehen, sie dürfen sich nach Herzenslust versamen. Die lila blühenden schneide ich dagegen ab, da sie sonst schnell dominant werden und in der Vase für meinen Geschmack langweilig aussehen. So ernte ich dieses Jahr immerhin ein paar kleine Srtäußchen in schönen rosa und rot Schattierungen. Allein in der Vase oder gemischt mit ein paar Gräsern gefallen sie mir gut.

Fingerhut

Als nächstes öffnet der Fingerhut Mitte Mai seine Blüten. Auch er wächst mehr oder weniger von selbst: Die erste ich die Ladung Fingerhüte habe ich vorgezogen, nun kommt er von allein wieder. Das klappt nur, wenn er nicht unter laubwerfenden Bäumen steht. Er verträgt nämlich kein Herbstlaub: die sich selbst ausgesäten Jungpflanzen würden darunter ersticken.

Wie die Akelei gefällt er mir in der Vase am besten allein oder gemeinsam mit Gräsern und den Blättern des Kaukasu-Vergissmeinnicht.

 

 

Die Überwinterten

Kornblume

Kornblumen säe ich nur noch im Herbst, da meine im Frühjahr gesäten Kornblumen immer den Schnecken zum Opfer fallen. Mitte/Ende September ist ein guter Zeitpunkt. Dann blühen sie, wie dieses Jahr, ab Mitte Mai. Eine echt Entdeckung ist diese Jahr die Sorte „Black Ball“. Wie der Name vermuten lässt handelt es sich um eine fast Schwarze Blüte. Ihre Stiele sind deutlich kräftiger als bei den Blauen, außerdem hält sie länger in der Vase.

Wicken

Was im Nutzgarten die Radieschen, sind im Schnittblumengarten die Wicken: alle Gartenbücher behaupten, sie wären ganz einfach zu kultivieren, aber bei mir wollen sie nicht gedeihen! Im letzten Jahr habe ich es mit einer Herbstaussaat versucht. Von den 20 vorgezogenen Pflanzen leben noch drei. Aber immerhin: diese drei beginnen um den 20.Mai herum zu blühen. Ich ernte von jeder fast täglich einen Stängel. Hätten alle 20 überlebt, würde ich in Blumen baden! Vielleicht nächstes Jahr.

Bartnelken

Die Bartnelken vom vorletzten Jahr blühen ebenfalls ab Mitte Mai, und zwar deutlich üppiger als letztes Jahr. Die im letzten Sommer vorgezogenen Pflänzchen sind noch lange nicht so weit.

Löwenmäulchen

Auch Überreste von vergessenen Löwenmäulchen aus dem letzten Sommer treiben wieder aus und blühen Ende Mai. Allerdings lässt sich die Pflanze nur wenige Wochen beernten, danach fällt sie einem Rostpilz zum Opfer und muss entsorgt werden.

Stiefmütterchen und Hornveilchen

Mit der Tageslänge nimmt auch die Stiellänge von Stiefmütterchen und Hornveilchen zu. Meine blauen Hornveilchen, letzten Herbst in der Gärtnerei erstanden und in den Garten geplanzt, schießen richtig in die Höhe. Mit gut 15 cm langen Stielen lassen sie sich jetzt gut in Blumensträußen verwenden. Die rosa Stiefmütterchen mit den großen Blüten sind dagegen noch immer etwas zu kurz für Schnittblumen. Werde auf jeden Fall weiter experimentieren, diese Allerwelts-Blumen sind im Blumenstrauß was ganz besonderes.

 

 

Die Stars von Morgen

Was im Mai ganz klar fehlt, sind die Stars: Blumen, die im Strauss unseren Blick anziehen. Sie fehlen mir genauso wie in den letzten Jahren, aber es gibt Hoffnung: Eine frühe Pfingstrose schenkt mir Anfang Mai drei Blüten. Um welche Sorte es sich handelt, weiß ich nicht, sie war bereits im Garten. Ich habe sie letzten Herbst umgepflanzt und hoffe, dass sie sich in ein, zwei Jahren davon erholt hat.

Eine echte Entdeckung sind die Staudenclematis:, die im Gegensatz zu den kletternden Sorten recht lange Stiele bilden. Manche Sorten blühen schon Mitte Mai. Den Anfang macht „Miranda, die ich dieses Frühjahr erst gepflanzt habe. Vereinzelt gesellt sich „blue River“ dazu, eine Sorte, die extra als Schnittblume gezüchtet wurde und seit letztem Herbst in meinem Garten wächst.

Zu meiner großen Freude eigenen sich auch die ersten Blüten der kletternden Clematis Romantica gut für den Schnitt. Mit +/- 20 cm Stiellänge lassen sie sich gut verarbeiten und halten 5 bis 7 Tage in der Vase. Allerdings eignen sich nur die ersten Blüten, die Ende Mai erscheinen, für den Schnitt. Nach zwei Wochen werden die Stängel deutlich kürzer.

 

 

Enttäuschungen

Etwas enttäuscht war ich von den Anemonen und Ranunkeln. Ihre Blüten sind zwar spektakulär schön, und ihre Hauptblütezeit liegt im Mai, aber bei mir sind sie äußerst spärlich gewachsen. Von jeder Pflanze habe ich 2 bis 3 Stängel geerntet – nicht wie in den meisten Büchern angegeben 6 bis 12. Werde die Knollen aber auf jeden Fall aufheben und im Herbst wieder einpflanzen, vielleicht brauchen sie einfach etwas Anlaufzeit.

 

Die Pfingstrosen

Leider wird dieser Abschnitt über die Pfingstrosen genauso mager ausfallen wie meine Ernte. Meine im letzten Herbst neu gepflanzten Pfingstrosen sind gut angewachsen, blühen aber allesamt noch nicht, was wohl auch normal ist. Eine ernsthafte Ernte darf man erst nach drei Jahren erwarten.

Zwei Pfingstrosen waren bereits da als ich den Garten übernommen habe. Beide habe habe ich dieses Jahr umgepflanzt. Das Umpflanzen gilt als problematisch: erfahrene Gärtner warnen davor, dass die Pflanzen danach erst mal nicht mehr blühen. Andere halten dagegen, dass für das Nicht-blühen die Pflanztiefe verantwortlich ist: liegen die Augen max. zwei Finger breit tief unter der Erde, blüht die Pfingstrose angeblich unbeeindruckt weiter. In meinem Garten behalten die Pessimisten Recht, denn die ehemals üppig blühenden unbekannten Schönen treiben hauptsächlich gesunde Blätter. Die kleinere der beiden schenkt mir aber immerhin drei Blüten.

 

Für nächstes Jahr...

...will ich auf jeden Fall den Überwinter Anbau erweitern und besser organisieren. Mehr dazu hier. Außerdem werde ich noch ein paar von den ganz früh blühenden Pfingstrosen pflanzen.