Das Tiefkulturbeet

Selbstversorgung auf kleiner Fläche

Bekannt wurden die Tiefkultur Beete durch John Seymour, Aussteiger-Guru der 70iger Jahre. Die Methode selbst ist uralt und kam zum Einsatz, wenn viele Menschen mit wenige Beetfläche versorgt werden mussten, z.B. in China. John Seymour verspricht auf gleicher Anbaufläche viermal so hohe Erträge wie in einem einfach umgegrabenen Beet!

Das Prinzip der Tiefkultur ist schnell erklärt: Das zukünftige Beet wird zwei Spaten tief umgegraben, dabei gleichzeitig mit reichlich organischem Material (ggf. zukaufen) versorgt. In diesem lockeren Boden kann unser Gemüse seine Wurzeln weiter in die Tiefe schicken. Wir pflanzen das Gemüse im Schachbrettmuster in versetzten Reihen und können so mit geringeren Pflanzabständen arbeiten. Einmal angelegt, darf das Beet nicht mehr betreten werden. Nie! Jedes Betreten verdichtet den Boden, so dass die Wurzeln sich wieder mehr in die Breite ausdehnen und wir nicht mehr so eng pflanzen können. Deshalb sollte das Beet je nach Armlänge 1m bis 1,2m breit sein. So können wir von beiden Seiten bequem arbeiten ohne das Beet zu betreten. Die Länge kann beliebig gewählt werden. Gleich eine Warnung vorweg: Die Anlage eines Tiefbeets ist anstrengend! Wer nicht an körperliche Arbeit gewöhnt ist wird kaum mehr als einen m² auf einmal bewältigen können.

Für jede Jahreszeit gibt es noch Besonderheiten zu beachten.

 

Die Anlage des Tiefkulturbeets

Vorbereitung

Zuerst wird die Beetfläche mit einer Schnur markiert. Das Beet darf beliebig lang sein, aber nur einen bis 1,2 Meter breit. Nur so können wir das fertige Beet bearbeiten ohne es zu betreten. Ist die zukünftige Beetfläche noch mit Rasen bewachsen, wird zuerst die Rasennarbe entfernt. Nun wird die erste Reihe Spatentief ausgehoben. Den Aushub zur Seite legen..

Tiefkulturbeet im Garten
Tiefbeet anlegen: Die erste Furche ist gegraben, der Aushub wird zur Seite gelegt.

Tiefkulturbeete in der Tiefe lockern

Die darunter liegende Bodenschicht  lockern wir gründlich (!) mit der Grabgabel.

Die Neuanlage eines Tiefkulturbeets
In Tiefbeeten wird die untere Bodenschicht mit der Grabgabel gelockert.

Die nächste Reihe umgraben

Nun beginnen wir mit der nächsten Reihe: Wir heben die zweite Reihe spatentief aus, der Aushub kommt in die noch freie erste Reihe. Bei verdichteten Böden muss der Aushub meist auch mechanisch zerkleinert werden: Mit dem Spaten oder der Grabgabel wird der Boden zerhackt, bis er einigermaßen feinkrümmelig ist. Die darunterliegende Schicht wird wieder an Ort und Stelle gründlich gelockert.

Die dritte Reihe wird als nächstes auf die zweite Reihe geschaufelt, die darunterliegende Schicht wird wieder gelockert u.s.w. bis das ganze Beet auf diese Weise bearbeitet ist. Als letztes wird der Aushub aus der ersten Reihe in die letzte Reihe gefüllt.

Die Beetoberfläche nacharbeiten

Bei verdichteten Böden müssen die Erdschollen nach dem Umgraben noch zusätzlich mit der Grabgabel gelockert werden. Ziel ist eine feinkrümmlige Erde. Bei schweren Böden ist dieser Arbeitsgang sehr schweißtreibend, da die Erde regelrecht zertrümmert werden muss.  

Tiefbeet im Garten neu anlegen
Der Aushub der zweiten Furche wird umgeschichtet.
Gemüsebeet als Tiefbeet anlegen
Tiefbeete verlangen nach einer feinkrümmeligen Erde.

Nun ist die Erde gut gelockert, damit das Gemüse gut wächst, muss aber unbedingt (!!) noch organisches Material eingearbeitet werden, am besten fünf Eimer reifer Kompost oder verrotteter Pferdemist pro m². Als Alternative eignen sich auch gekaufte Bodenverbesserer. Egal wofür man sich entscheidet: Das Material wird gleichmäßig verteilt und etwa 10 cm tief eingearbeitet.

Hier noch eine sehr gute Videoanleitung. So locker und leicht wie im Film ist das Umgraben aber nur, wenn das Beet schon länger als Tiefkulturbeet genutzt wird. Die Neuanlage eines Tiefkulturbeets ist deutlich anstrengender!


Tiefkulturbeete bepflanzen

Bepflanzung im Tiefkulturbeet

Bepflanzung im Tiefkulturbeet

Bepflanzung konventionell

Bepflanzung im Gemüsegarten

Im Tiefkulturbeet (links) kann Gemüse sehr tief wurzeln. Die Abstände werden so eng gewählt, dass die Pflanzen sich gerade so berühren. Gepflanzt wird außerdem in versetzten Reihen im Schachbrettmuster. So passen erheblich mehr Pflanzen ins Beet als bei konventioneller Bepflanzen (rechts). Hier braucht das Gemüse mehr Abstand, weil die Erde nicht so tiefgründig gelockert ist. Hier noch ein Pflanzplan, nach dem ich meine Tiefbeete bepfalnze.

Tiefkulturbeet im Gartenalltag

Vorbereitung

Beim Umgraben hat mir netterweise mein Mann geholfen. Für meine ersten beiden Beete, insgesamt 5m²  groß, haben wir zusammen etwa 3 Stunden gebraucht. Allerdings sind wir als Geigenbauer auch an körperliche Arbeit gewohnt. Mein Mann hat gegraben, ich haben ich Erdschollen zerhackt, um eine einigermaßen feinkrümmelige Oberfläche zu bekommen. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch kaum Kompost hatte, habe ich eine Gründünngung ausgesät. Dreiviertel der Fläche erhielten Lupine, auf dem restlichen Viertel habe ich Senf ausgesät. Meine Hoffnung: Die Wurzeln der Grüngünngung sollten tief in den Boden eindringen und meine Beete so auch bis in die Tiefe mit organischem Material anreichern. Ebenso habe ich mir oberirdisch noch reichlich Grünmasse zum Einarbeiten erhofft. Die Saat ist gut aufgegangen, so bin ich recht zufrieden in die Winterpause gegangen.

 

Startschwierigkeiten

Die Gründüngung hat den Boden zwar etwas verbessert, von feinkümmeliger, fruchtbarer Erde war mein Beet aber noch weit entfernt. Einiges ist im ersten Jahr auch schon gut gewachsen, vieles weniger gut. Mit Zwiebeln, Knoblauch und Erbsen habe ich schon in der ersten Saison wie versprochen hohe Erträge erzielt. Kohlrabi und Salat sind gut gewachsen, allerdings waren die Kohlrabi sehr klein, und der Salat ist schnell in die Blüte gegangen. Aber meine Beete waren mangels Kompost oder Mist ja auch nicht optimal vorbereitet. Das war wohl auch der Grund, warum das Wurzelgemüse (Möhre/ Radieschen) fast gar keine Erträge geliefert hat. 

 

Erfahrung ab der 2.Saison

Seit Ende meiner ersten Gartensaison kann ich regelmäßig Kompost in meine Beete einarbeiten. Seitdem wachsen Möhren und Radieschen(!) und die Erträge haben sich insgesamt deutlich erhöht. Hier meine Erfahrung mit den einzelnen Gemüsearten:

  • Brokkoli, Tomaten, Stangenbohne: Diese Gemüse brauchen oberirdisch viel Platz, die Pflänzabstände lassen sich nicht nennenswert reduzieren und die Erträge sind somit auch nicht höher als in einem Standard Beet.
  • Gurke, Kürbis und Zucchini brauchen ebenfalls oberirdisch viel Platz. Um Platz zu sparen können wir diesen Gemüsearten aber Rankhilfen anbieten. Höher sind die Erträge aber nur, wenn wir mit viel, viel Kompost und ggf. auch Dünger für einen entsprechend hohen  Humus- und Nährstoff Gehalt im  Boden sorgen. Und nicht vergessen: Diese Gemüse sind alle sehr hungrig!
  • Erbsen und Dicke Bohnen wachsen im Prinzip gut mit den engen Abständen. Allerdings dürfte es mit dem Pflücken etwas schwierig werden, wenn man größere Mengen tatsächlich mit dem vorgeschlagenen Reihenabstand von 8 bzw. 10 cm pflanzt. Ich habe auch meine Zweifel, ob die Pflanzen dann noch genug Licht bekommen.  Da ich mit Mischkulturen arbeite habe ich aber ohnehin nie mehr als 3 Reihen am Stück von einer Gemüseart.
  • Kohlrabi, Rote Beete:  Mit dem vorgeschlagenen Abstand von 10 cm haben Kohlrabi und Rote Beete bei mir viele Blätter und nur kleine Knollen entwickelt. Mit 15 cm Abstand erziele ich bessere Ergebnisse, aber auch nur mit sehr guter Kompost Versorgung.
  • Mangold und Spinat entwickeln sich gut mit den vorgeschlagenen Abständen: Spinat kann im Tiefbeet auf den üblichen Reihenabstand von 30 cm verzichten, 10 cm genügen vollkommen. In der Reihe bleibt der Abstand von 10 cm aber erhalten. Bei Mangold lässt sich der Abstand um ein Drittel verringern.
  • Salat wächst gut mit dem vorgeschlagen Abstand von 20 cm. Bei frühen Sorten pflanze ich sogar nur mit 15 cm Abstand. Auch hier wieder extrem wichtig: Hoher Humusgehalt, sprich viel Kompost. Sonst beginnt der Salat schnell zu schießen.
  • Möhren, Radieschen, Zwiebeln und Knoblauch: Hier lassen sich die Abstände halbieren und meine Erträge dürften tatsächlich viermal so hoch sein! Bei Möhren und Radieschen ist wieder der hohe Humusgehalt wichtig.
  • (Früh-)Kartoffeln: Der Platzbedarf richtet sich hauptsächlich nach der Art der Abdeckung. Die Bodenvorbereitung spielt nur eine untergeordnete Rolle.

Fazit

Die Mühe lohnt sich unbedingt, da die Erträge deutlich höher sind, wenn auch nicht ganz so hoch wie versprochen. Für einen viermal so hohen Ertrag müssten wir die Pflanzabstände wirklich in der Reihe und zwischen den Reihen halbieren, und das bekommt doch nicht jedem Gemüse. Außerdem sollte man die Tiefkultur immer mit der Mischkultur kombinieren. D.h. nicht mehr als drei Reihen von der selben Gemüseart nebeneinander pflanzen. Nur so erhält unser Gemüse bei enger Pflanzung noch genug Licht.

Fast noch wichtiger als das Doppelte Umgraben ist eine gute Versorgung mit Kompost oder Mist. Denn wenn die dreifache Menge an Gemüse auf einem m² wächst, brauchen wir auch dreimal so viel Kompost und ggf. Dünger!

Insgesamt ernte ich schätzungsweise 10 kg pro m² in einer Saison, damit bin ich sehr zufrieden.

 

Positive Nebeneffekte

In den tiefgründig gelockerten Böden erreichen die Wurzeln gut tiefere Bodenschichten und können sich so leichter selbst mit Wasser versorgen. Das gilt aber nur für Gemüse, das lang genug im Beet bleibt, um überhaupt so tief zu wurzeln. Kohlrabi oder Kopfsalat, als Jungpflanzen gesetzt, bleiben ja nur ein paar Wochen und brauchen deshalb zusätzlich Wasserversorgung. Auch Mangold mit seinen großen Blättern macht bei Hitze schnell schlapp. Brokkoli, Tomaten, Bohnen, Zucchini und Kürbis sowie Wurzel- und Zwiebelgemüse haben auch bei Hitze nach einer Woche ohne Wasser keine Mangelerscheinungen gezeigt! Da setzt aber auch noch richtiges Gießen und mulchen voraus.
Ebenfalls positiv: Als ich die Beete neu angelegt habe, waren meine Böden derart verdichtet, dass es schon ein Kraftakt war, überhaupt einen Spaten in die Erde zu stechen. Trotzdem gab in in meinen Tiefkultur Beeten nie Pfützen oder Probleme mit Staunässe.

Zum weiter lesen

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Kommentare: 2
  • #1

    Urs Kellerhals (Freitag, 09 November 2018 11:20)

    vielen Dank
    - Schnecken sind immer ein Hinweis auf Fäulnis. Ich arbeite mit Bokashi natürlich selbstgemacht) und EM. Sobald keine Fäulnis da ist hast Du auch keine Schnecken mehr.
    Liebe Grüsse und alles Gute
    urs

  • #2

    Dani (Montag, 23 März 2020 10:11)

    Wir haben letzten Herbst auf Tiefkultur umgestellt. Wollten im Frühling noch mehr Pferdemist vom Bauern holen...das fällt ja jetzt flach. Hoffentlich haben wir trotzdem seit Herbst genügend eingearbeitet. Bin auch schon gespannt, wie sich die Ernte bei uns entwickelt. Das Buch von Seymore hatte schon mein Vater für seinen Schrebergarten und ich les es auch alle paar Jahre mal wieder. Tiefkultur a la Seymore und Mischkultur a la Kreuter ist unser Versuch.

    Im Prinzip geht es nur darum, dass die Pflanzen schneller wachsen als die Schnecken sie fressen können...

    Lg aus Oberösterreich, Dani