Erde für Kästen und Kübel

Die Qualität der Erde ist entscheidend für den Ernteerfolg - beim Gemüseanbau in Gefäßen genauso wie im Garten. Doch anders als im Garten steht uns im Blumentopf kein Heer an kleinen Lebewesen zur Verfügung, die den Boden belüften und beleben. Auch sind Kübel eigentlich immer zu klein, und diesen Platzmangel müssen wir mit besonders gutem Boden ausgleichen. Manch ein Gärtner denkt vielleicht daran, einfach Mutterboden aus dem Garten in die Kübel zu füllen. Doch das funktioniert nicht. Im Topf kann sich wegen Platzmangel kein Ökosystem wie im Garten entwickeln. Die Lebewesen, die für eine gute Belüftung notwendig wären, sind nicht in ausreichendem Maß vorhanden. So sackt Gartenerde im Topf schnell zusammen, und die Wurzeln erhalten keinen Sauerstoff mehr. Gartenerde kann jedoch mit anderen Zutaten so aufbereitet werden, dass sie sich für Gefäße eignet. Wer keinen Zugang zu einem Garten hat, muss seine Kübel mit gekaufter Erde füllen. Gekaufte Erde bringt noch einen weiteren Vorteil mit: Sie wiegt deutlich weniger als Gartenerde. Auf Balkonen und Dachterrassen mit begrenzter Tragkraft ein nicht zu unterschätzendes Plus.

Ganz einfach: Blumenerde kaufen

Eigentlich ist es ganz einfach: In den Baumarkt fahren und Blumenerde einkaufen. Doch selbst dabei kann man einiges falsch machen.  Die Auswahl an verschiedenen Blumenerden ist riesig, wie nur die richtige finden? 

  • Gute Blumenerde ist strukturstabil. D.h., die behält ihre luftige Struktur möglichst lange. Billige Erde sackt dagegen schnell in sich zusammen, so dass die Wurzeln nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden können. Manchmal ist die Erde als "strukturstabil" gekennzeichnet, oft ist das einzig sichtbare Gütezeichen aber das Preisschild: Qualität kostet Geld.
  • Ein weiteres Kriterium ist der Nährstoffgehalt: Blumenerde enthält in der Regel Dünger für die ersten vier bis sechs Wochen. Universalerde u.ä. ist auf Mittelzehrer abgestimmt. Bei Spezialerde, z.B. Tomatenerde, ist die Düngung genau auf das genannte Gemüse abgestimmt. Tomatenerde eigenet sich aber auch für Gemüse mit ähnlichen Anforderungen, also Starkzehrer die Früchte bilden wie z.B. Zucchini. Genauso gut kann man aber für Tomaten eine Universalerde nutzen, wenn zusätzlich Dünger zugefügt wird. Schwachzehrer wachsen am besten in Kräutererde.
  • Für alle, die biologisch gärtnern möchten: Der Begriff "Bioerde" bedeutet noch nicht viel. Jeder Anbau Verband hat seine eigenen Richtlinien. So kann Bioerde durchaus auch Torf enthalten. Meist sind diese Erde lediglich biologisch gedüngt. Umgekehrt gibt es auch Torf freie Erde, die Mineralisch gedüngt wurde. Am besten liest man sich die Deklaration auf dem Sack durch.

Blumenerde wird in der Regel sterilisiert. Dabei werden alle Bodenlebewesen abgetötet, auch die Nützlichen. Wer biologisch düngen möchte, muss die Erde deshalb wiederbeleben. Dazu eignet sich ein 10%iger Zusatz von Kompost oder Gartenerde. Die darin lebenden Organismen werden gebraucht, um Biodünger wie Hornspäne zu zersetzen. Erst dann kann das Gemüse die Nährstoffe aufnehmen.

Blumenerde ist immer nur für eine Saison ausgelegt. Die Ausgangsmaterialien beginnen dann zu verrotten. Sie fallen in sich zusammen und lassen so nicht mehr ausreichend Sauerstoff an die Wurzeln. Auch verändert sich die Fähigkeit, Wasser und Nährstoffe zu speichern. So wird normalerweise empfohlen, die Blumenerde jährlich auszutauschen. Für alle, die einen Topfgarten im großen Stil betreiben, bringt das jedoch sehr hohe Kosten mit sich. Deshalb hier ein paar Vorschläge zur Wiederaufbereitung der Erde nach einer Saison.

 



Topferde selber mischen

Wer Zugang zu "gewachsener" Erde und Kompost hat, kann sich die Füllung für Pflanzgefäße auch selber mischen. Der größte Vorteil: Selbst gemischte Erde ist billiger. Bei einem großen Topfgarten sind die Kosten für Substrate erheblich! Außerdem kann diese Erde wie im Garten gepflegt werden und verbleibt so viele Jahre in den Gefäßen. Nachteil ist aber für Balkone und Dachterrassen das hohe Gewicht.

Mögliche Bestandteile: 

  • Hauptbestandteil ist in der Regel Gartenerde. Geeignet ist nur krümmelige, humose Erde aus den oberen Erdschichten. Der Anteil an Gartenerde beträgt meist 50-70 %. Je lockerer und humoser, umso höher darf der Anteil sein.
  • Reifer Kompost kann die Gartenerde in beliebigen Anteilen ersetzen oder ergänzen. Ganz wichtig: In großen Mengen ist Kompost nur geeignet, wenn er wirklich reif ist. Meist ist er dann mindestens ein Jahr alt und die Kompostwürmer sind alle ausgezogen. Im Zweifelsfall den Kressetest durchführen: Dafür eine flache Schale mit feuchtem Kompost füllen. Kressesamen aussäen und feucht halten. Geht die Saat gut auf und entwickelt ihre sortentypische grüne Farbe, ist der Komost reif. Werden die Blätter gelb oder geht die Saat erst gar nicht auf, ist die Verrottung noch im Gang. In diesem Fall ist der Kompost für die Wurzeln noch zu scharf. Dieser frische Kompost darf nur in kleinen Mengen als Dünger beigemischt werden. 
  • Alte Blumenerde kann Gartenerde oder reifen Kompost als Ausgangsmaterial ergänzen oder ersetzen. 
  • Kokosfasern werden in gepressten Blöcken angeboten. Sie lockern und belüften den Boden sehr gut und haben außerdem ein gutes Wasserhaltevermögen. Bei selbst gemischter Erde kann der Anteil bis zu 30 % betragen. 
  • Schafwollpellets speichern Wasser. Da sie 10% Stickstoff enthalten fungieren sie auch als Dünger. Höchstens einen Esslöffel Pellets auf zwei Liter Erde geben. Nach einer Saison sind die Pellets verrottet und müssen ersetzt werden.
  • Sand, Bims, Leca:  Sand dürfte als Material allgemein bekannt sein. Bims ist ein sehr leichtes, da aufgeschäumtes Vulkangestein. Leca sind die kleinen Kügelchen, die früher für die Hydrokultur verwendet wurden. Alle diese Zusätze verhindern, dass die Erde sich verdichtet. So bleibt die Wasserdurchlässigkeit erhalten und die Wurzeln werden gut mit Sauerstoff versorgt. Bims und Leca sind sehr leicht, wobei Bims sogar selbst noch Wasser speichern kann. Diese Bestandteile dürfen 10 bis 20% des Gesamtvolumens ausmachen.

Gartenalltag

Seit vier Jahren betreibe ich einen Topfgarten. Da meine Töpfe auf einem Altbau-Balkon mit begrenzter Tragfähigkeit stehen, kam als Ausgangsmaterial eigentlich nur Blumenerde in Frage. Um alle meine Gefäße (9 Obstkisten und einige Kübel) zu füllen waren ca. 500 Liter Erde erforderlich. Gute Blumenerde ist jedoch teuer. Außerdem ohne Auto nur schwer in großen Mengen zu transportieren. Ganz zu schweigen vom Transport durch das Treppenhaus in die dritte Etage. So habe ich mir nach und nach 10 Säcke Blumenerde a 30 Liter beim Bioladen in der Nachbarschaft gekauft. Die restliche Menge besteht hauptsächlich aus Kokosfasern - ein Material, das ich inzwischen sehr zu schätzen gelernt habe. Keine Schlepperei und keine Aufbewahrungsproblem, da Kokosfaser in gepressten Blöcken angeboten wird. Für 150 Liter Erde waren ca. 20 Blöcke erforderlich, die man problemlos mit einem Gang das Treppenhaus hinauftragen kann. Die restlichen ca. 50 Liter bestehen aus Kompost und Gartenerde. Außerdem bekam jedes Gefäß eine ca. 5 cm hohe Drainage-schicht aus Leca Kügelchen. Der Kokosfaser-anteil ist zwar höher als allgemein empfohlen, aber bisher wächst mein Gemüse sehr gut. Auch mit dieser vermeintlich leichten Füllung wiegen die Kisten aber sehr viel, besonders im nassen Zustand, so dass ich alle meine Gefäße nur über tragenden Mauern am Rand des Balkons aufgestellt habe.

Wiederaufbereitung-Maßnahmen führe ich eher nebenbei durch. So entferne ich nach der Tomatenernte die Wurzeln und lockere die Erde mit einer Schaufel. Dabei ist die Leca Schicht inzwischen durcheinander geraten. Die Kügelchen bilden somit keine Drainage mehr sondern durchlüften die ganze Füllung. Jedes Jahr sackt die Erde etwas zusammen. Im Frühjahr fülle ich meine Kisten daher immer mit etwas Blumenerde auf. Der Kompost und die Gartenerde haben leider für etwas zu viel Leben in meinen Kisten gesorgt: Neben den Mikroorganismen sind  auch die Schnecken eingewandert. In der Mehrzahl kleine schwarze Nacktschnecken, die man nur schwer einsammeln kann. Deshalb bin ich mit Kompost Zugaben im Moment sehr zurückhaltend. Denn ich habe immer noch die Hoffnung, dass mein Balkon im dritten Stock irgendwann wieder schneckenfreie Zone wird.

Eine spezielle Gründüngung habe ich noch nicht ausgesät. Allerdings wächst im zeitigen Frühjahr Spinat in meinen Kisten, der ja auch eine Bodenpflegende Wirkung mitbringt.