Gründüngug

Als Gründüngung bezeichnet man Pflanzen, die zur Bodenpflege angebaut werden. Das kann auf unterschiedliche Weise geschehen:

  1. Düngung: Gründüngungs-Pflanzen aus der Familie der Leguminosen/Hülsenfrüchte wie Klee, Lupinen oder Wicken verfügen an ihren Wurzeln über Knöllchenbakterien, in denen sie den Stickstoff aus der Luft binden. Mäht man die Pflanzen vor der Blüte ab, ernährt dieser Stickstoff das nachfolgenden Gemüse.
  2. Lieferant für Organisches Material: In diese Kategorie fallen im Grunde alle grünen Pflanzen, da alle Blätter und Wurzeln bilden, die als Mulch oder Kompost den Boden mit organischem Material versorgen. Besonders gut eignen sich aber Pflanzen, die viel Blattmasse bei wenig Nährstoffverbrauch entwickeln, z.B. Senf.
  3. Lockerung des Bodens: Besonders schwere Böden können von einer Gründüngung mit tief-wurzelnden Pflanzen profitieren. Luzerne, Buchweizen oder Roggen schicken ihre Wurzeln weit in die Tiefe. Das lockert den Boden, reichert ihn auch in tieferen Schichten mit organischem Material an und holt Nährstoffe in höhere Bodenschichten. 
  4. Den Boden bedeckt halten und die Nährstoffe vor der Auswaschung bewahren. Nichts ist im Biogarten schädlicher als ein Stück unbedeckte Erde! Der Boden trocknet aus, wertvolle Kleinstlebewesen sterben ab, Würmer finden keine Nahrung und die wertvollen Nährstoffe werden weggewaschen. Wenn wir aus irgendwelchen Gründen ein Stück Garten nicht bepflanzen, sorgt eine Gründüngung dafür, dass die Bodenqualität erhalten bleibt oder sogar verbessert wird.

Die wichtigsten Gründüngungs-Pflanzen

Pflanze Familie Wirkung Winterhart Aussaat-termin
Senf Kreuzblütler gute und schnelle Durchwurzelung des Bodens, liefert viel Grünmasse nein bis 11
Buchweizen Knöterichgewächs; mit keiner Gemüsekultur verwandt  gute Durchwurzelung des Bodens nein bis 8
Phacelia Knöterichgewächs; mit keiner Gemüsekultur verwandt gute Durchwurzelung des Bodens nein  3-10
diverse Kleesorten Leguminose/Hülsenfrucht liefert Stickstoff nein Je nach Sorte 3-10
Sommerwicke Leguminose/Hülsenfrucht liefert Stickstoff, gute Durchwurzelung des Bodens nein 6-8
Winterwicke Leguminose/Hülsenfrucht liefert Stickstoff, gute Durchwurzelung des Bodens ja 4-10
Roggen   durchwurzelt den Boden sehr tief ja 3-10

Gemüse als Gründüngung

Auch Gemüse hat mitunter Bodenpflegende Eigenschaften. 

Gemüse Familie Eigenschaft
 Spinat  Gänsefußgewächs hinterlässt eine ausgezeichnete Bodenstruktur; gut als Vorfrucht vor Wurzelgemüse wie Möhre und Rettich
Feldsalat Baldriangewächs das feine Wurzelwerk verbessert die Bodenstruktur; sorgt dafür, dass der Boden im Winter bedeckt ist und die Nährstoffe nicht ausgewaschen werden
Dicke Bohne Leguminose/Hülsenfrucht gut Durchwurzelung des Bodens; wird die Bohne vor der Blüte abgemäht und eingearbeitet, reichert sie den Boden zusätzlich mit Stickstoff an

Auch die anderen Hülsenfrüchte, Erbse und Bohne, reichern Stickstoff in ihren Wurzeln an. Allerdings verbrauchen sie den Stickstoff weitgehend selbst, um ihre eigenen Früchte zu ernähren. Interessant sind in diesem Zusammenhang aber die Erbsensprossen. Werden nur Blätter geerntet, haben die Erbsen einen guten Düngewert.

Anwendung

Je nach gewünschter Wirkung sät man nur eine bestimmte Pflanze oder eine fertige Mischung aus. Der Boden muss wie beim Gemüse auch locker und fein-krümelig vorbereitet werden. Allerdings sind Gründüngungs-Pflanzen deutlich weniger heikel. Die Samen werden breitwürfig ausgestreut und mit dem Rechen leicht eingearbeitet.

Egal für welche Pflanze man sich entscheidet, immer gilt: Die Pflanzen dürfen nicht blühen! Bilden Gründüngungs-Pflanzen Blüten und Samen, entziehen sie dem Boden selbst viel zu viele Nährstoffe. Spätestens mit Bildung der ersten Blüten muss die Gründüngung abgemäht werden. Die oberirdische Grünmasse wird leicht unter-gegraben. Bis zur Nutzung des Beets für Gemüse sollten im Frühjahr oder Herbst mindestens vier bis sechs Wochen vergehen. Im Sommer bei warmer Witterung reichen zwei bis drei Wochen.

Die Gründüngung kann während der ganzen Wachstumszeit ausgesät werden. Besonders beliebt sind Gründünngungen im zeitigen Frühjahr als Vorkultur für Sommergemüse, z.B. eine Senfsaat vor den Tomaten. Ebenfalls sehr sinnvoll: Gründüngung im Herbst auf den abgeernteten Beeten. Einige Pflanzen sind winterhart, z.B. Roggen. Er muss wie beschrieben abgemäht und eingearbeitet werden. Andere Pflanzen sterben bei Frost ab. Sie bleiben über Winter einfach auf dem Beet liegen und verrotten langsam bis zum Frühjahr, was die Handhabung deutlich vereinfacht.

Wichtig: Einige Gründüngungs-planzen sind mit unserem Gemüse verwandt und müssen unbedingt beim Fruchtwechsel beachtet werden! Besonders heikel ist in diesem Zusammenhang der Senf, ein Kreuzblütler, die beim  Fruchtwechsel ohnehin schon die meisten Probleme bereiten, da sehr viele Gemüsearten zu dieser Familie gehören.

Probleme

  • So lange Gründünguns-Pflanzen ein Beet belegen, sei es als Pflanze oder beim Verrotten, kann das Beet kein Gemüse beherbergen! In kleinen Gärten ist die Gründüngung deshalb hauptsächlich bei der Neuanlage von Beeten interessant. Oder über Winter, wenn kein Wintergemüse gepflanzt wird.
  • Im Dickicht der Gründüngungs-Pflanzen fühlen sich Schnecke ausgesprochen wohl. Auch wenn eine Gündüngung über Winter sehr wertvolle Dienste leistet: Wer das Schneckenproblem nicht in den Griff bekommt, fährt über Winter besser mit unökologischen Methoden wie Umgraben.

Gartenalltag

Da mein Gemüsegarten ohnehin zu klein ist, habe ich bisher nur bei der Neuanlage meiner Beete im Herbst flächendeckend eine Gründüngung gesät. Meine Böden waren anfangs steinhart, weshalb ich mich für die Lupine entschieden habe. Sie schickt angeblich ihre Wurzeln einen Meter tief in den Boden und lagert zusätzlich noch Stickstoff in den Wurzeln an. Ganz so hat es bei mir leider nicht funktioniert: Ausgesät habe ich Anfang September. Die Saat ist problemlos aufgegangen. Allerdings fingen die Lupinen Anfang November an zu blühen, was gar nicht mehr vorgesehen war. Also musste ich die Lupinen schnell abmähen. Da ich keinen Rasenmäher habe, der mit so hohen Pflanzen fertig wird, habe ich alles mit der Rasenkanten-Schere abgeschnitten. Aus Neugier habe ich einige Lupinen aus der Erde gezogen, um die tiefen Wurzeln mit den Knöllchenbakterien zu bewundern: Doch leider waren die Wurzeln gerade mal zwanzig cm tief, und Knöllchenbakterien habe ich auch keine gesehen. Vielleicht war der Boden selbst den Lupinen zu dicht. Wie ich inzwischen erfahren habe, eignen sich wohl Winterwicke und Ackerbohne besser für schwere Böden. Und das mit den Knöllchenbakterien klappt wohl am besten im Sommer. Da Lupinen relativ wenig Grünmasse bilden war der Gewinn an organischem Material auch eher gering.

Besser geklappt hat es mit dem Senf. Wie versprochen ist er schnell gewachsen. Beim ersten Frost viel er in sich zusammen. Über den Winter ist er größtenteils verrottet, so dass ich mich im Frühjahr über ein Beet mit fruchtbarem Boden freuen konnte. Allerdings krochen im Frühjahr auch unzählige kleine Schnecken aus dem Senfbeet. Vermutlich hat es einer Schnecke im Senf so gut gefallen, dass sie mich zum Dank für den schönen Unterschlupf mit einem Gelege beglückt hat. Da ich meine Beete das ganze Jahr über mit Gemüse bepflanze, habe ich seitdem keine Gründüngungen mehr ausprobiert. Was ich jedoch sehr viel einsetze, ist Gemüse mit Boden-pflegenden Eigenschaften, vor allem Spinat.