grow &gather

Ein Jahr in meinem Schnittblumen-Garten

Auf der Suche nach einer Reiselektüre stieß ich vor einigen Wochen auf das Buch „grow & gather“, eines der recht zahlreichen Neuerscheinungen zum Thema Schnittblumen Anbau in diesem Frühjahr. Da ich gerade meinen ersten separaten Schnittblumengarten anlege, kommt dieser Boom für mich wie gerufen.

 

Was versprehen Titel und Klappentext?

Der Titel “grow and gather” ist zwar recht unspezifisch, doch der Untertitel erklärt sehr genau worum es hier geht: „Ein Jahr in meinem Schnittblumengarten“ lässt auf ein persönliches Buch über den Anbau von Schnittblumen hoffen. Der Klappentext verspricht dazu noch Praxistipps und Schritt für Schritt Anleitungen. Die Autorin wird als Floristin und Besitzerin eines idyllischen Gartens in Südwestendland vorgestellt.

 

Mein erster Eindruck

Gleich auf den ersten Blick wird deutlich: hier handelt es sich nicht um einen typischen Gartenratgeber, „grow and gather“ wirkt eher wie ein Erzählband. Das Format ist klein und handlich, es gibt vergleichsweise viel Text, die Bilder sind sehr stimmungsvoll und oft mit viel Weißraum schön in Szene gesetzt. Tabellen oder schematische Zeichnungen sucht man vergeblich. Das Inhaltsverzeichnis ist sehr spärlich und verrät nur, dass die Autorin uns in sechs Kapiteln durch das Gartenjahr führen wird.

 

Details

Die Autorin Grace Alexander verdient ihre Brötchen als Psychologin im Kinderschutz. Ausgleich zu dieser mitunter belastenden Tätigkeit findet sie in ihrem Garten, wo sie u.a Schnittblumen kultiviert und Saatgut erntet. Letzteres bietet sie zum Verkauf an. Ihre Erfahrungen hält sie in einem Gartentagebuch fest, dass wir auszugsweise als regelmäßig wiederkehrendes Element in „grow & gather" mitlesen dürfen. So erfahren wir nicht nur, was gerade blüht und was des Wetter macht, sondern auch welche Party die Autorin besucht hat und wann und wohin sie ihre Hunde gassi geführt hat.

Dazu werden in unterschiedlich langen Abschnitten Gartenthemen behandelt, die mal mehr, mal weniger mit der Jahreszeit zu tun haben. So folgt im Kapitel „Frühjahr“ auf je eine kurze Abhandlung über Böden und über Gartenplanung eine langer und praxistauglicher Abschnitt über die Aussaat. Es folgen zwei Seiten mit der Überschrift „Gewächshäuser“– ich erfahre, dass Grace‘ Gewächshaus nach Wachstum und Erde riecht und dass die Heizmatte eine tolle Anschaffung war – danach steht mit dem „Frühsommer“ schon das nächste Kapitel an.

Das Niveau der Themenbesprechung ist sehr unterschiedlich: So stellt die Autorin beim Thema Bodenpflege mit dem „Korean Naturel Farming“ ein recht exotisches Detail vor - es geht darum, wie man Pflanzenwachstum und Bodengesundheit durch Fermentation unterstützen kann. An andere Stelle bleibt das Buch dagegen sehr oberflächlich: im Kapitel „Tulpen auswählen“ erfahre ich nur, dass es früh und spät blühende Sorten sowie gefüllte und ungefüllte Blüten gibt. Dazu noch eine kommentarlose Liste mit Grace‘ Lieblingssorten.

Fazit

Ein schön gestaltetes Buch über das englische Landleben mit Gartengeschichten und Anbautipps. Wer dergleichen sucht, wird „Grow and Gather“ sicher sehr schätzen. Wer selber einen Schnittbblumengarten anlegen möchte, braucht aber deutlich mehr Informationen.

Mein persönliches Fazit

Auf der positiven Seite zu vermerken: obwohl ich schon so viel gelesen habe, war die ein oder andere Anregung dabei. Auch die Bilder und die Stimmung des Buches haben mir gut gefallen. Andererseits war mir „grow & gather“ wegen der vielen belanglosen Anekdoten über das Dorfleben des öfteren etwas zu langatmig. Mehr Ratgeber Charakter hätte mir besser gefallen. Vermisst habe ich auch eine klare Struktur und zum Nachschlagen wäre ein ausführliches Inhaltsverzeichnis hilfreich gewesen.