Obstbäume verstehen

Was Gärtner wissen sollten

Für richtige Obstbäume ist mein Garten leider zu klein, deshalb wächst bei mir nur Spalierobst. Um die Erziehung zu meistern, habe ich schon eine ganze Menge „Obstbäume schneiden“-Bücher gelesen: Ich kann einjähriges und diesjähriges Holz unterscheiden und ich weiß, was mit „nach dem achten Blatt entspitzen gemeint ist. Trotzdem wollen meine Spaliere nicht so wie ich: mein Apfel „Piros“ trägt nur alle zwei Jahre, obwohl er in der Baumschule als „nicht alternierend“ angepriesen wurde. Der andere, ein Topaz, trägt zwar jedes Jahr Früchte, aber nur an den Rändern. So hat mich der Titel „Obstbäume verstehen“ gleich angesprochen. Vielleicht finde ich hier die Lösung.

 

Titel und Klappentext

Der Titel „Obstbäume verstehen“ ist eindeutig und wird im Klappentext noch etwas präzisiert: „Die Autorin macht uns mit botanischen Grundlagen vertraut und erklärt anhand von zahlreichen Bildern die Phänomene des Wachsens und Gedeihens.“

 

Mein erster Eindruck

Alles, was Obstbaumschnitt-Bücher in der Einleitung unter „Botanische Grundlagen“ zusammenfassen, wird in „Obstbäume verstehen“ detailliert erklärt. Gleich beim ersten Durchblättern schafft die luftige Gestaltung mit den vielen Bilder Vertrauen: Das Wissen über die Obstbäume wird sehr leserfreundlich vermittelt. Das Buch ist in acht Kapitel unterteilt. Von der Wurzel über die Rinde bis zur Frucht erhält jeder Teil des Baumes ein eigenes Kapitel. Die Kapitel bauen nicht aufeinander auf: Wer also nur etwas über den Pollentransport wissen möchte, muss nur die entsprechende Doppelseite lesen. Die erforderlichen Fachbegriffe und botanische Grundlagen werden alle mit Zeichnungen und Fotos auf jeder Seite erläutert.

 

Details

Auch auf den zweiten Blick bleibt „Obstbäume verstehen“ angenehm zu lesen: Obwohl die Thematik sehr wissenschaftlich ist fühle ich mich an keiner Stelle überfordert: Die Autorin versteht es sehr gut die anspruchsvolle Materie in leicht verdaulichen Häppchen zu vermitteln. Ein paar Dinge über Knospen und Zweige waren mir bereits aus der Obstbaumschnitt-Literatur bekannt, trotzdem lerne ich fast auf jeder Seite etwas neues: Rinde und Wurzeln habe ich bisher kaum wahrgenommen, nun sehe ich diese Baumteile mit ganz anderen Augen. Und ich verstehe endlich, wie das mit den Bienen und den Blumen funktioniert!

Während der Lektüre bekomme ich immer mehr Respekt vor dem Wunderwerk Obstbaum. Darf ich dieses Lebewesen in Zukunft wirklich mit meiner Schere belästigen? Und was kann ich tun, damit es meinen Obstbäumen gut geht? Zum Thema Schnitt und Pflege findet man in diesem Buch leider gar nichts. So erfahre ich zwar, dass für mein Alternanz-Problem u.a. ein Mangel an Mineralsalzen verantwortlich ist - ob oder wie man dem Boden diesen Nährstoff zufügen kann wird leider nicht verraten. „Obstbäume verstehen“ will zwar in erster Linie botanische Grundlagen vermitteln, da es sich aber explizit an Gärtner wendet wäre etwas Praxisbezug schön gewesen. Vielleicht hat die Autorin ja mal Lust auf einen zweiten Band…

 

 

Fazit

Übersichtlich und informativ. Wer sich für die Thematik interessiert, wird das Buch lieben! Aber noch mal der Hinweis: Praktische Informationen zum Obstbaumschnitt darf man hier nicht erwarten.

 

Mein persönliches Fazit

Ich habe jede Seite dieses Buches ausgesprochen gern gelesen - weil ich fast auf jeder Seite etwas dazu gelernt habe. Wie genau ich meinen Apfelspalieren helfen kann weiß ich zwar immer noch nicht, aber ich habe immerhin Anhaltspunkte für weitere Nachforschungen bekommen.

Das Buch erhält auf jeden Fall einen Platz in meinem Gartenbuchregal, denn sicher werde ich auch in Zukunft gern auf die vielen Informationen zurückgreifen.